"Sehr geehrte Damen und Herren, auf unseren großen Frühjahrs-Auktionen versteigern wir im Auftrag privater und kommerzieller
Grundstückseigentümer der TLG Niederlassungen Sachsen und Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern- der BVVG Bodenverwertungs-
und Verwaltungs GmbH der Bundesrepublik Deutschland - des Bundeseisenbahnvermögens - Wohnungsbaugesellschaften, sowie Städte und Gemeinden 155
Immobilien zu außerordentlich günstigen Startpreisen."
aus einem Auktionskatalog, Karhausen Immobilien, Frühjahr 2003
Idee
Inspiriert von vierteljährlich erscheinenden Immobilien-Versteigerungskatalogen, die den Ausverkauf von Grundstücken, Häusern und
Gebäuden aller Art in der ehemaligen DDR vornehmen, begeben wir uns seit Winter 2001 auf die Reise. Immer wieder fuhren wir über Land und suchten
die meist unspektakulären, überwucherten und brachliegenden ‚Niemands-Ländereien' aus den Katalogen auf. Landschaften und unbebaute Flächen,
die auf uns grosse Suggestivkraft in Hinblick auf gestalterische – künstlerische und dysfunktional-architektonische - Maßnahmen besitzen,
fotografierten wir. Seit 2002 besuchen wir die entsprechenden Auktionen in Erfurt, Berlin und Rostock. Die Vermischung von Wertlosigkeit und Anspruch,
von Besitzgier und Spekulationsgeist fasziniert uns und beginnt zur künstlerischen Idee zu werden.
Projekt
In einem ersten Schritt sollen in den Auktionen (Sommer/Herbst 2004 und Frühling 2005) bis zu sieben, uns interessant erscheinende unbebaute,
nicht allzu grosse und billige (max. 500 Euro) Flächen von uns ersteigert werden. Diese relativ weit von einander entfernten Brachen, z.B. auf
Rügen, bei Leipzig, auf dem Rennsteig etc. werden nach eingehender Untersuchung mit einer künstlerischen Intervention belegt. Dabei lassen wir uns
von der jeweiligen Situation vor Ort, seiner Umgebung, seiner Historie, seiner bisherigen Nutzung, seiner landschaftlichen, urbanistischen, sozialen
Konsistenz inspirieren.
Wir geben dem ‚Unort' durch die Installationen eigene Identität, Wert und Poesie. Die Flächen, Seitenstreifen von Straßen oder
Bahnstrecken, brachliegende Äcker und Feldrudimente werden als pars pro toto gesehen, als Teil der Konkursmasse Ost, die keinen Wert mehr zu haben
scheint. Diese, teils ruralen, teils urbanen ‚Nicht Orte' werden durch unsere künstlerischen Interventionen wieder belebt: Sich auf den jeweiligen
Kontext beziehend, zeigen sie als Statthalter für die momentane sich scheinbar stabilisierende, Situation zwischen Ost und West einerseits das Dilemma
und andererseits den Esprit und zu erhaltenden Wert.
Wichtig dabei ist uns der gedankliche Verweis auf die Komplexität und Exklusivität von Verfahren mit Kunst im öffentlichen Raum bzw.
beauftragter Kunst am Bau im Hinblick auf unser anders geartetes, freiheitlich gesinntes, autonomes weil eigenes, juryfreies Kunstprojekt.
Der Projektname Rixrax-immoreal trägt im vorderen Teil den Namen des Ost-DJ Rix Rax und im hinteren ein junges, schon Pleite gegangenes
Immobilien-unternehmen.
Labelring
Allen Orten gemeinsam ist der Labelring. Dieser kennzeichnet, als Marke sozusagen, als Piercing, schon den Ort als Kunstwerk: denn nicht die Kunst auf den
Grundstücken, die Gründstücke selbst sind Teil des tableaus, des Bildes, das entsteht.
Shuttle
Geplant ist 2 x jährlich (über viele Jahre hinweg) eine ein- bis zweitägige Rundfahrt zu den Orten, ihrer Umgebung mit Führungen, Imbiss ecc.
ähnlich einer Butterfahrt.